Neuer Regelknopf zur Kontrolle hoher harmonischer Schwingungen in Festkörpern

Neue Einblicke in die Kontrolle von hohen harmonischen Schwingungen

29. September 2017

Wissenschaftler vom MPSD, DESY, CUI und der Universität Hamburg haben einen neuen Regelknopf nachgewiesen, der die Kontrolle und Optimierung der Erzeugung hoher Harmonischer in Volumenfestkörpern ermöglicht. Die Erzeugung hoher Harmonischer ist einer der wichtigsten physikalischen Prozesse zur Produktion hochenergetischer Photonen und zur ultraschnellen Informationsmanipulation.

Die Erzeugung hoher Harmonischer in Gasen wird heutzutage routinemäßig in vielen verschiedenen Wissenschaftsdiziplinen verwendet, von der Physik über die Chemie bis zur Biologie. In diesem Starkfeldphänomen werden viele niederenergetische Photonen aus einem sehr intensiven Laserfeld in wenige Photonen höherer Energie konvertiert. Obwohl dieses Phänomen in Festkörpern zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt, wird der Mechanismus, der dieser Lichtkonversion in Kristallen zugrunde liegt, immer noch kontrovers diskutiert.

Wissenschaftler vom CFEL in Hamburg benutzten modernste theoretische Simulationsmethoden, um das grundlegende Verständnis dieses Phänomens in Festkörpern weiterzuentwicken. Ihre Arbeit erscheint nun in Nature Communications.

Wenn Atome und Moleküle mit intensiven Laserpulsen wechselwirken, emittieren sie hohe Harmonische des treibenden fundamentalen Laserfeldes. Die hohe Harmonische Erzeugung in Gasen (HHG) wird heutzutage routinemäßig zur Produktion isolierter Attosekundenpulse und von kohärenter Strahlung vom sichtbaren bis in den weichen Röntgen-Spektralbereich benutzt.

Aufgrund der höheren Elektronendichte stellen Festkörper eine vielversprechende Forschungsrichtung zur Realisierung von kompakten, helleren HHG-Quellen dar. Der Fortschritt wird derzeit jedoch behindert durch das Fehlen eines genauen Verständnisses des mikroskopischen Mechanismus, der HHG in Festkörpern zugrunde liegt.  

Das Team hat nun gezeigt, dass es mit elliptisch polarisierten Treiberfeldern möglich ist, das komplexe Wechselspiel zwischen den beiden mikroskopischen Mechanismen, die für die HHG in Festkörpern verantwortlich sind, zu enträtseln. Mithilfe von umfangreichen ab-initio Computersimulationen haben sie gezeigt, wie diese beiden Mechanismen stark und unterschiedlich von der Elliptizität des treibenden Laserfeldes beeinflusst werden.

Das komplexe Wechselspiel zwischen diesen Effekten kann dazu genutzt werden, die Emission höherer Harmonischer gezielt zu beeinflussen und sogar zu verbessern. Insbesondere konnte das Team nachweisen, dass die höchste erzeugte Photonenenergie um bis zu 30% erhöht werden kann, wenn Treiberfelder mit von Null verschiedener Elliptizität verwendet werden.

Die Wissenschaftler demonstrierten auch die Möglichkeit, zirkular polarisierte Harmonische mit alternierender Helizität durch einfarbige, zirkular polarisierte Treiberfelder zu erzeugen. Dadurch eröffnen sich neue Wege zu einem besseren Verständnis und zur Kontrolle der HHG in Festkörpern basierend auf Elliptizität, mit faszinierenden neuen Möglichkeiten im Bereich der Spektroskopie magnetischer Materialien. Ihre Arbeit zeigt somit, dass Elliptizität ein zusätzlicher Regelknopf ist, um experimentell die Erzeugung höherer Harmonischer in Festkörpern zu kontrollieren.

* CFEL ist eine wissenschaftliche Kooperation von DESY, Max-Planck-Gesellschaft und Uni Hamburg

Zur Redakteursansicht