Einblicke in den Forschungsalltag: Fünf Wochen als Praktikantin am MPSD
„Ein Physikstudium kann mir unerwartet viele Türen öffnen – von der Forschung bis hin zum Projektmanagement.” Zu dieser Schlussfolgerung kommt Wiebke Kohlbrecher nach ihren fünf Wochen als Praktikantin am MPSD. Es war eine produktive Zeit, sagt sie, denn einerseits konnte sie in die Grundlagenforschung des Instituts eintauchen und andererseits erkannte sie, dass Physikerinnen und Physiker ein enormes Spektrum an Berufen ausüben können. Anfang März kam die 20-Jährige in die Abteilung Dynamik Kondensierter Materie (Andrea Cavalleri). Beworben hatte sie sich über das Hamburger proTechnicale-Programm, welches Schulabgängerinnen ein Orientierungsjahr in MINT-Berufen bietet (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
Ihre Zeit am Institut bescherte Wiebke einen realistischen Einblick in den Alltag der Forscherinnen und Forscher. Einiges entsprach ihren Vorstellungen, wie zum Beispiel der Abwechslungsreichtum der Aufgaben.Anderes war für sie eher unerwartet, darunter die lockere, willkommen heißende Atmosphäre am Institut.Wiebke, die 2022 ihr Abitur machte, wurde schnell Teil des Teams um Michael Först, Senior Scientist in der Cavalleri-Abteilung. Ganz im Sinne des Praktikums bedeutete dies „anpacken“: Sie war beteiligt an der Durchführung und Auswertung einer Infrarotspektroskopie-Messung zur Bestimmung des Phononspektrums einer Borphosphat-Probe und erlernte bei der physikalisch-technischen Assistentin Elena König Methoden zur Mikrostrukturierung von elektrischen Schaltkreisen. Von der dritten Woche an konstruierte sie im Laserlabor eigenständig einen optischen Aufbau, der demnächst in einem größeren Experiment integriert werden wird.
„Das Setup ist eine Art Michelson-Interferometer, das wir schon ausgiebig im Physik-Leistungskurs behandelt hatten. Trotzdem war hier natürlich Vieles total neu für mich und ich habe jeden Tag neue Sachen dazugelernt“, sagt Wiebke. „Für das Praktikum hatte ich mich beworben, da mir Physik immer schon so viel Spaß gemacht hat, dass ich auch überlegt habe, Physik zu studieren. Ganz sicher war ich mir aber nie. Das Praktikum habe ich genutzt, um in den Arbeitsalltag von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hineinzuschnuppern und so eine gute Entscheidung für meine Zukunft zu treffen.“
Auch ein Cognitive Science-Studium war bislang im Rennen – „eine Mischung aus Informatik und Neurologie, bei der man sich vor Allem mit künstlicher Intelligenz und Brain-Machine-Interfaces beschäftigt“, erklärt sie. Momentan favorisiert sie wiederum ein Physikstudium. Aber für welchen Studiengang Wiebke sich am Ende auch entscheidet: Dank der Praktika hat sie eine viel bessere Vorstellung davon, was im späteren Arbeitsalltag auf sie zukommen mag. Denn das Programm beinhaltet Insgesamt drei Aufenthalte bei Unternehmen oder Einrichtungen, so dass die Praktikantinnen möglichst breitgefächerte Berufserfahrung erhalten. Wiebke war zu Jahresbeginn schon bei Airbus und plant für den Sommer einen sechs-wöchiges Praktikum in Spanien.
Das gebührenpflichtige proTechnicale-Programm richtet sich an Abiturientinnen, die eine Karriere in naturwissenschaftlich geprägten Bereichen erwägen, da Frauen dort noch immer unterrepräsentiert sind. Während des Programms knüpfen sie erste Kontakte zu Unternehmen und Hochschulen und lernen relevante Skills, von Programmieren bis hin zu Bewerbungstraining und Persönlichkeitsentwicklung.